Wissenswertes

Fontanes Herr Ribbeck im Havelland

Der Stumpf des Birnbaums in der Dorfkirche von Ribbeck - Bildquelle: Wikipedia

Der Stumpf des Birnbaums in der Dorfkirche von Ribbeck – Bildquelle: Stephan Reuthner, Wikipedia

Theodor Fontane ließ seiner Heimat mit den „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ eine literarische Liebeserklärung angedeihen. Neben den fünf Bänden über die Dörfer, Geschichten und Menschen der Region gelang dem studierten Apotheker mit dem Gedicht „Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“ ein zeitloses, populäres Werk.
In der Ballade geht es um den Schloss- oder besser gesagt Gutsherrn des Anwesens Ribbeck. Das Gebäude ist noch dieser Tage zu bestaunen und passt exakt in das Bild der Fontane’schen Schauplätze. Der Dichter mochte die kleinen, eher unscheinbaren Weiler und Dörfer. Er machte literarisch einen Bogen um die Metropolen Berlin und Potsdam und fokussierte sich lieber auf das Leben der einfachen Landbevölkerung. Zwar war der Gutsherr zu Ribbeck von adeliger Abstammung, doch tat er etwas was viele Menschen im Havelland noch heute tun: Er baute Obst und Gemüse an. Auf seinem Grundstück unweit der Havel gedieh ein prächtiger Birnbaum, der mehr Früchte abwarf, als er und seine Familie essen konnten. So machte es sich Herr Ribbeck zur Aufgabe den Kindern aus dem Dorf die Birnen zu schenken – legere wie es Fontane schätzte, ließ er ihn in der Sprache der Einheimischen parlieren. „Lütt Dirn, kumm man röwer, ick hebb ’ne Birn“, sprach der Gutsherr zu einem kleinen Mädchen.

Sein Sohn und Erbe ist eher geizig, was dem alten Ribbeck durchaus bewusst war und daher überlegte er sich eine List, um den Kindern weiterhin ihre Birnen zukommen zu lassen: Er ließ sich mit einer beisetzen. Nach nur drei Jahren wuchs auf seinem Grab ein Birnbaum, dessen Stamm noch heute in der örtlichen Kirche ausgestellt wird. Die Kinder durften nach Herzenslust Birnen naschen! Radelt man durch das Havelland, sollte man in Ribbeck unbedingt Station machen. Die schmucke Gemeinde, das renovierte Herrenhaus und der mittlerweile nachgepflanzte Birnbaum gewähren einen tiefen Blick in die Seele dieses Naturjuwels.

Die Landschaft von Luise Henriette von Oranien

Luise Henriette von Oranien stammte aus Den Haag und war mit dem preußischen Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg verheiratet. Die beiden Adeligen ehelichten sich entgegen der im 17. Jahrhundert herrschenden Gepflogenheiten aus Liebe. Luise Henriette war zum Zeitpunkt der Heirat 19 Jahre alt, kannte ihren Gemahl aber bereits seit seinem langjährigen Aufenthalt in den Niederlanden. Dem preußischen Herrscher war bewusst, welche gewichtige Rolle die Oranier im politischen Gefüge Europas spielten.

Die Kurfürstin begleitete ihren Gemahl auf seinen Reisen und stand ihm als politische Beraterin allzeit zur Seite. Zeitgenossen berichteten von ihrer großherzigen Art, ihrem rationellen Verstand und der Fähigkeit im Hintergrund die Fäden zu ziehen. Als Mutter von Friedrich I., dem späteren ersten König Preußens besaß sie mächtigen Einfluss. Ihrem Rat stets dankbar, schenkte der Große Kurfürst seiner Gemahlin die Domäne Bötzow im Havelland. In der idyllisch gelegenen Gemeinde wurde ein Schloss errichtet, dass den Namen Luise Henriettes trug: Oranienburg. Die Herrscherin liebte nach eigenem Bekunden das romantische Ambiente dieser so sanften, gemächlichen Landschaften. 1663 etablierte Luise dort das erste europäische Porzellankabinett.

Die Havel plätschert noch dieser Tage unmittelbar am prunkvollen Schloss vorbei und sorgt damals wie heute dafür, dass die Parkanlage prächtig erblüht. Die Kurfürstin wird aber nicht nur als Gründerin Oranienburgs verehrt, sie brachte Brandenburg auch einige besondere Speisen aus den Niederlanden mit: Im Schlossgarten wurden erstmals auf preußischem Boden Kartoffeln und Blumenkohl kultiviert – eine kulinarische Revolution!